Alles über den ANET A8

Etwas über ein halbes Jahr habe ich nun schon einen 3D-Printer. Er war ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk. Eigentlich schaute ich in der Kategorie ab 1000€ aufwärts. Außerdem suchte ich nach einem Plotter, der mir Folien und Papier schneiden sollte. Eine CNC-Fräse stand seit längerem auch auf der Wunschliste.

Nun lag er da vor mir. In Einzelteilen. Auf Nachfrage sagte man mir, man hätte inkl. 2x Filament keine 200€ bezahlt. Ich schluckte. Konnte dieser Drucker überhaupt gute Ausdrucke erzielen? Meine Bedenken äußerte ich laut. Woraufhin mir gesagt wurde, dass man einige Sachen erst einmal zur Verbesserung drucken müsse. Ich müsse halt auf Thingiverse mal schauen. Man könne ihn erweitern. So dass er auch mit einem Laser schneiden könnte und auch eine CNC-Fräse würde man mit ihm ersetzen können. Natürlich erfordere es gewisse Umbauarbeiten. All das hatte den Käufer dazu bewegt mir diesen Drucker zu schenken … und der Preis. In der Tat. Was konnte man bei dem Preis schon falsch machen?

Mit steigender Begeisterung bauten mein Mann und ich das Ding in ca. 8-10h zusammen. Wir haben beide keine zwei linken Hände und basteln sehr gerne an diverse Dingen. So stand er nun vor uns und wir konnten mit der Kalibrierung und Justierung starten. Dies nahm noch einmal ca. eine Stunde in Anspruch. Da wir uns eine kleine Hilfe bastelten, um den Z-Stop-Schalter ordentlich einzustellen.

Der erste Ausdruck konnte beginnen. Leider hatten wir nur das mitgelieferte Filament eingefädelt und dies reichte nicht aus. Aber wir wollten ohnehin nicht 10h warten und irgendeine Pyramide drucken, die auf der beigelegten SD Karte drauf war. Die Druckqualität war aber wirklich nicht schlecht. Ich hatte sehr viel schlimmeres erwartet.
Nach diesem Druck wanderte der Drucker an seinen endgültigen Standort und es folgten viele Erweiterungen, sowie Updates. Dazu aber später mehr. Es ist anfangs ein sehr merkwürdiges Gefühl, wenn der Drucker Dinge druckt, die schlussendlich an ihm landen.

Technische Daten:

Gewicht: ca. 8,5kg
Abmessungen: ca. 500mm x 400mm x 450mm
max. Nozzle-Temp.: 260°C
max. Heatbed-Temp.: 120°C
max. Druckbereich: 220mm x 220mm x 240mm
max. Druckgeschw.: 100mm/s
Nozzle-Durchmesser: 0.4 (austauschbar)
XY-Genauigkeit: 12µm
Z-Genauigkeit: 0,4µm
Filamentdurchmesser: 1,75mm
Anschlüsse: USB, SD-Card
Dateiformate: OBJ, STL, GCode


Bitte beim Zusammenbau beachten:

  • Das mitgelieferte Netzteil hat einen Schalter für 110V, bzw. 230V. Bitte schauen, dass dieser auch wirklich auf 230V steht. Mir sind Fälle bekannt, da haben Leute beim ersten Betrieb das Netzteil gegrillt.
  • Die Halterungen für die X-Achsen haben hinten kleine Madenschrauben drin. Diese bitte vorher rausdrehen. Dies wurde im Video nicht erklärt (Stand April 2017). Aber selbst dann können die Stangen sehr schwer in die passenden Bohrungen gehen.
  • Sofern die Kabel für das Mainboard keinen Stecker haben, diese bitte mit Kabelschuhen versehen und erst dann unter die Schrauben klemmen. (Bitte nicht mein Bild als Anhaltspunkt nehmen, ich habe dies nicht gemacht) Dies soll verhindern, dass einzelne Litzen heraus gedrückt werden und früher oder später einmal für einen Kurzschluss sorgen. Theoretisch tut es auch ein Lötkolben und ein wenig Lötzinn. Hier scheiden sich die Geister. Der richtige Weg wäre über Kabelschuhe.
  • Die mitgelieferte Anleitung auf der SD-Karte braucht man sich nicht ausdrucken. Manchmal erschließt sich einiges durch die Bilder etwas besser als in den Videos. Ein Handy, Tablet oder sogar Ultrabook reicht dazu, um manchmal Licht ins Dunkle zu bringen. Die Videos auf YouTube bekommen regelmäßige Updates, sofern ANET etwas am Drucker ändert. Bitte nutz zum Zusammenbau ausschließlich die Videos von David Dan. Achte bitte darauf, wo sich Plus und Minus auf dem Board befindet und wie der Stecker gepolt ist. Die Anschlüsse wurden im November 2016 nämlich getauscht und in den Videos ist es umgekehrt. Solltest du es falsch anschließen, führt dies unweigerlich zum Tod des Mainboards!
  • Die momentan aktuellen Videos sind (Stand 01/18): Teil 1, Teil 2, Debugging / Inbetriebnahme

Interessante Updates:
Kommen wir nun zum wirklich interessanten Bereich. Welche Updates sind toll, welche nicht? Natürlich habe ich selbst auch noch nicht alles getestet. Nachfolgend die Updates, die ich bisher testete.

  • Willst du nur PLA (dazu später mehr) drucken, so ist das Thema Kühlung nicht ganz so wichtig. Bei diversen Gelegenheiten vergesse ich hin und wieder das Teil in den Radiallüfter zu stecken. Der Druck gelingt dennoch einwandfrei. Trotzdem ist eine ordentliche Kühlung schon toll. Am besten fand ich bisher dieses Thing.
  • Da der Rahmen leicht hin und her wackelt, sollte man ihn ein wenig stabilisieren. Das geht u.a. mit diesem Thing.
  • Das Filament sollte so weit wie möglich von oben in den Druckkopf kommen. Eine Idee ist, das Filament einfach am Rahmen zu befestigen. Das kann man mit diesem Thing. Bitte hierbei beachten, dass man auch das Thing aus der Beschreibung braucht. Meine Erfahrung ist jedoch, dass dadurch der Rahmen wieder etwas instabiler wird. Trotzdem habe ich diese Konstellation schon seit Anfang an.
  • Wer die Lücken zwischen dem Acryl und Display, sowie den Auswahlknöpfen nicht mag, der kann sich das Thing und das Thing ausdrucken. Dient jedoch wirklich nur der Schönheit.
  • Dieses Thing hätte ich eigentlich als erstes schreiben sollen. Glaub mir, dein Finger wird es dir danken! Ok, das klingt nach Clickbait. Es ist ein Knopf, der auf die Schraube zum Einfädeln des Filaments gedrückt wird. Dadurch vergrößert sich die Fläche und es tut nicht mehr ganz so weh. Eigentlich gar nicht.
  • Die Druckertreiber auf dem Mainboard werden sehr warm. Aus diesem Grund ist auf ihnen auch ein Kühlkörper angebracht. Einige meinen das ganze Mainboard sollte man besser kühlen. Andere meinen, es wäre Unsinn. Ich selbst mag ungern an warme/heiße Teile packen, mal an Kabeln hängen bleiben usw. Mehr aus diesem Grund habe ich dieses Thing gedruckt und einen herumliegenden, passenden Lüfter eingeschraubt. Ehe man sich ein neues Mainboard besorgen muss, würde ich das bisschen Filament, einen Lüfter und die Zeit investieren.
  • Ich sammel hier jetzt einfach mal alle Riemenspanner:
    Für die X-Achse gibt es dieses Thing. Weil mich die Lösung mit den Kabelstrapsen irgendwie nicht vom Hocker riss. Damit kann man auch relativ einfach den Riemen nachspannen.
    Für die Y-Achse gibt es dieses Thing. Das Teil habe ich sehr lange genutzt, bis ich eines Tages die Y-Achse umbaute. Da diese bei mir seitlich versetzt war und keine 90° Winkel gedruckt wurden. Als Zwischenlösung habe ich dieses Thing erschaffen. Dort ist noch ein weiterer Umbau beschrieben, den ich im gleichen Atemzug vornahm. Dieser betrifft aber mehr oder weniger die Z-Achse.
    Kommen wir nun zur Z-Achse. Auch hier hatte ich ein paar Probleme. Es hat mich schlaflose Nächte gekostet, bis ich herausfand, dass unser krummer Fußboden dafür verantworlich ist. Dies fand ich anhand einer Wasserwaage auf dem Druckbett heraus. Die ich irgendwann entnervt darauf stellte. Denn auch auf der Z-Achse bekam ich keine 90° Winkel, wenn ich z.B. Würfel druckte. Das Druckbett war ordentlich gelevelt. Das war es nicht. Nachdem ich darauf gekommen bin, kaufte ich ein ordentliches Brett im Baumarkt, ein paar Füße usw usf. Die Teileliste, sowie die Anleitung finden sich in meinem Thing, das ich unter der Y-Achse erwähnte.
  • Irgendwann wird jeder verzweifeln, der beim A8 das Filament wechseln will. In den meisten Fällen muss man dazu den Lüfter abschrauben. Da man das Filament sonst nicht in den Throat bekommt. Deswegen hat jemand dieses Thing gebastelt. Allerdings konnte ich den Schalter nicht gebrauchen. Also blieb das Projekt erst einmal auf Eis. Da ich nicht viel Zeit hatte. In der Zwischenzeit hat sich jedoch jemand anderes des Problems angenommen und dieses Thing gemacht.
    Was ich in diesem Kontext auch noch empfehlen kann: Besorg dir gleich am Anfang ein Set aus Throats und Nozzles. Gibt es u.a. bei einem größeren Onlinehändler. Der Hintergrund ist der: Die Originaldüse ist innen relativ breit. Weswegen man das Filament sehr schwer durch den schmalen Throat heraus gezogen bekommt. Ich musste es immer über dem Throat abknipsen. Was nun mal auch Geld ist. Nicht viel, aber irgendwann hat man vielleicht eine ganze Rolle nur beim Wechsel rausgedrückt für nichts. Außerdem ist der Throat auch nicht der Beste. Von daher beides so schnell wie möglich einmal wechseln und du hast ein etwas sorgenfreieres Leben mit deinem Drucker.

Sämtliche hier erwähnten Things habe ich in einer Collection zusammen gefasst.

Filamentarten:
Als erstes: Der ANET A8 ist eine sehr gute Wahl. Durch die verschiedenen Temperaturbereiche, die das Druckbett und die Düse können, deckt dieser Drucker alles ab. Ich selbst hätte mir beinahe einen Drucker gekauft, der nur PLA kann. Mittlerweile habe ich weitere Anwendungen und damit Filamente gedruckt. Ich hätte mich wirklich geärgert bei einem 1500€ Drucker aus Unwissenheit nur PLA drucken zu können. Das ist ein absoluter Pluspunkt bei dem geringen Preis des A8.

Es gibt gefühlte 100 Filamentarten. Doch welche Sorte ist die beste?

Ich persönlich kann PLA (Polylactide) empfehlen. Es wird aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, ist biologisch abbaubar und im Endeffekt Milchsäure in langen Ketten. Ja, es hat auch einen größeren Nachteil: Es ist nicht so hitzebeständig, wie andere Sorten. Wobei das auch nicht mehr wirklich zutreffend ist. Wie auch beim Kraftstoff, gibt es verschiedene Additive für Kunststoffe. Damit verbunden mittlerweile auch PLA, das dem ABS fast in nichts nachsteht. Es ist allerdings etwas spröder und teurer, als ABS. Der große Pluspunkt ist, dass PLA relativ frustfrei zu drucken ist. Es verzeiht einige Fehler. Das Druckbett sollte man jedoch gelevelt haben. Es braucht nicht unbedingt ein beheizbares Druckbett. Sollte die Temperatur davon nicht stimmen, macht es nicht unbedingt etwas. Außerdem kennt PLA so gut wie kein Warping. Billige Sorten bilden jedoch eine Ausnahme. Jedenfalls hat man mit diesem Material als Anfänger jede Menge Erfolgserlebnisse und kann sich danach über die schwierigeren Sorten hermachen.

ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol) kennt man von Kunststoffrohren, aber auch von diesen netten Kunststoff-Bauklötzchen, auf die man gerne unbedarft im Kinderzimmer mit nackten Füßen tritt 😉 Teile aus ABS kann man mit Aceton zusammenkleben, aber auch die Oberfläche glätten. Es ist günstiger, als PLA. Viele Maker bevorzugen es auch heute noch. Ich persönlich kann nur jedem davon abraten, außer der 3D Drucker steht in einem extra Raum, der gut belüftet ist. Denn leider entstehen beim Schmelzen von ABS karzinogene Dämpfe. Da ein 3D-Drucker oftmals in Familien mit Kindern Einzug erhält und diese magisch anzieht, sollte man wirklich auf diesen Kunststoff verzichten. Wie oben schon geschrieben, PLA steht dem ABS in vielen Dingen in nichts mehr nach. Einzig und alleine das Problem mit dem leichten Verkleben, sowie der Oberflächenglättung ist beim PLA nicht möglich.

Nylon (Polyamid – PA): Nein, hier sind nicht die Strumpfhosen der Frau gemeint, sondern das Filament aus Nylon. Womit wir auch beim Thema sind. Ich denke, Nylon kennt jeder. Oder? Deswegen gehe ich hier nicht allzu sehr darauf ein. Es ist ziemlich zäh und hat eine hohe Festigkeit. Außerdem ist es gegenüber Chemikalien unempfindlich. Wer sich selbst Zahnräder oder Schrauben/Gewinde druckt, der sollte zum Nylon greifen.

HIPS ist von seinen Eigenschaften ähnlich dem ABS. Es hat jedoch eine weitere Eigenschaft: Es ist löslich in Limonen. Das ist ein Stoff, der u.a. bei der Herstellung von Orangensaft anfällt. Weswegen HIPS gerne als Supportmaterial bei Druckern verwendet wird, die min. über zwei Druckköpfe verfügen.

PETG ist nichts anderes, als das bekannte PET der Plastikflaschen. Ihm wird allerdings Glycol beigemischt, damit es beim Drucken besser “flutscht”. Einige Maker benutzen es genauso, wie PLA. Für alles also.

TPE und TPU gehören zu den Elastomeren und sind damit elastisch. Wer ein ferngesteuertes Auto hat und einen neuen Reifen braucht, könnte ihn damit ersetzen. Hier gibt es jedoch mittlerweile Filamente, die oftmals mit Flex am Ende lauten. Diese sind elastischer und eignen sich daher besser dafür. TPE und TPU könnte man sich z.B. sehr gut als Handyhüllen vorstellen.

Stein-, Holz-, Metallfilamente: Diesen Filamenten sind Partikel beigemischt. So, dass sich das fertige Produkt anfühlt, als wäre es aus Stein, Holz oder gar Metall. Letzteres braucht jedoch einiges an Nachbearbeitung. Ansonsten sieht das Resultat etwas merkwürdig aus und enttäuscht eher.

Es gibt noch soviele andere Filamente, die auch mit dem A8 gedruckt werden können. Diese hier wollte ich jedoch nur kurz angeschnitten haben. Bitte sorge bei allen Arten immer für ausreichend Lüftung. Beim ABS bin ich extra darauf eingegangen, da mir ein Dokument vorlag, in dem die krebserregene Wirkung festgestellt wurde.
Wenn du einen Fehler hier gefunden hast: Schreibe mir und korrigiere mich im Kommentarbereich. Gerne ändere ich es. Bitte beachte jedoch, dass ein Mensch, der mit Chemie usw. nicht viel am Hut hat, es auch noch verstehen muss. Deswegen bin ich hier sehr laienhaft auf die Filamente eingegangen.

Eigentlich wollte ich hier jetzt noch auf das große Thema Ersatzteile eingehen, sowie einige Tipps und Tricks für Fortgeschrittene erwähnen. Da dieser Artikel schon sehr umfangreich geworden ist und nur eine gewisse Startgrundlage bieten sollte, werde ich die anderen Themen in einzelne Beiträge setzen.

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