Ich werde diesen Artikel ein wenig aus der Sicht meiner besten Freundin (BFF) schreiben. Denn für sie tut es mir am meisten leid, was 2017 auf der Show ablief.

Im Jahr 2011 fuhr sie drei Wochen in die Schweiz. Zum einen, um die Airshow zu sehen. Zum anderen, um ihren Traum von zwei SAMAEL Konzerten in einem Jahr wahr werden zu lassen. Die Geschichte fängt aber schon ein wenig früher an. Für sie sind solche Kleinigkeiten etwas wichtiges. Deswegen schreibe ich es hier einmal auf.

Als sie 12 Jahre alt war, erfuhr sie in der Schule das erste Mal Details über die Schweiz. Seitdem wollte sie einmal dorthin. Mit 16 lernte ihre Mutter einen Zürcher kennen (es fehlt kein i!). Mit dem telefonierte meine BFF eines Tages und er sagte ihr, wenn sie in die Schweiz reist, müsse sie unbedingt nach Sion. Da sie sich sehr für die Luftfahrt interessierte. Ihr Opa flog u. a. in einer Tante Ju im Krieg. Genau diese Maschine startete zu dem Zeitpunkt auch dort und man konnte mitfliegen.
2009 konnte sie das erste Mal in die Schweiz, da war sie 33. In der ganzen Zeit hatte sie gespart, um sich einen zweiwöchigen Urlaub leisten zu können. Man sieht also, dass es ihr geldlich nicht gerade gut ging. Leider vergaß sie darüber auch den Flughafen zu besuchen.
2011 fand per Zufall die Breitling Airshow in Sion statt, als sie – wie schon erwähnt – zwei SAMAEL Konzerte besuchen und vor allem ihren Traum wahr werden lassen wollte, die Band einmal in ihrem Heimatland bei einem Konzert zu sehen. Später erfuhr sie, dass 2015 eine weitere Show stattfinden sollte. Diese fand allerdings nie statt. Warum weiß wohl keiner. Jedoch stolperte sie über einen Termin von 2017. Sie wartete also sehnsüchtig 6 Jahre darauf, wieder einmal die Breitling Airshow sehen zu können.

In der Zwischenzeit lernte sie weitere Luftfahrt begeisterte kennen und so wollten wir eigentlich zu viert losfahren. Durch diverse Umstände konnte eine Person leider nicht mit. Dies schmerzte meiner BFF sehr und so fuhr sie schon eher mit einem weinenden Augen zur Show.
Am Tag der Veranstaltung hatte sie jedoch richtig gute Laune und freute sich darauf. Vor allem auf die Vorstellungen das Rafale, F-18 und des Eurofighters.

Wir fanden einen Platz an der Absperrung zur Startbahn und hatten richtig viel Platz. Keiner drängelte. Viele Menschen stellten Stühle an der Absperrung auf, andere nur einfache Picknick-Decken. Keiner stellte sich davor oder stellte einen gerade unbesetzten Stuhl weg. Es war so, wie man es sich wünscht.
Ungefähr zwei Stunden standen wir an diesem Ort, da gingen die links neben uns und eine Frau stellte sich daneben. Sie hatte einen Sohn dabei, der etwas nach links versetzt hinter meiner BFF stand. Meine BFF hatte einen kleine Hocker, auf den sie sich kurz setzte.
Ab jetzt alles laut ihrer Aussage, denn wir achteten ja nun nicht jede Sekunde auf sie und genossen die Show:
Keiner von uns bekam mit, dass der Sohn auf einmal sich zwischen sie und die Mutter quetschte. Nach rechts hatte meine BFF kaum Platz. Da stand jemand mit einer Cam und Tele. Dem wollte sie einfach nicht in die Quere kommen. Sie selbst hatte eine Videocam mit.

Irgendwann war der Akku ihrer Cam leer und sie wollte ihn wechseln. Der Sohn hatte sich anscheinend zwischenzeitlich genau zwischen sie und die Mutter gedrängelt und sie stand ziemlich gequetscht an der Absperrung. Als sie ihren Akku wechseln wollte und damit in die Hosentasche am Bein greifen musste, hatte sie schon kaum Platz dies zu tun. Sie musste sich somit gegen den jungen Mann lehnen. Dieser schubste sie in diesem Moment in die Richtung des Fotografen. Rechts daneben stand ein weiterer Herr, der kurz darauf weiter nach rechts gerückt sein soll.
Nachdem sie den Akku gewechselt hatte und sah, dass der eine Mann weiter nach rechts rückte, schubste sie den jungen Mann weiter nach links. Woraufhin dieser sie noch weiter nach rechts schubste. Dies bekam ich auch mit und auch, dass meine BFF mittlerweile total zusammengequetscht an der Absperrung stand und fast seitlich. Mehr Platz blieb ihr nicht mehr. Die Mutter sprach sie an und fragte:”What’s your problem?” Was für eine dumme Frage und das meine ich ernsthaft. Wir standen mittlerweile vier Stunden, niemand quetschte sich bisher dazwischen, überall hatte man genügend Platz und sie fragt ernsthaft meine BFF, was ihr Problem sei? Selbst diese beiden hatten mehr Platz, als sie!
Meine BFF sagte, dass sie absolut keinen Platz hätte, da ihr Sohn sich dazwischen gedrängelt hätte. Die Mutter kommentierte es damit, dass ja alle so stehen würden und keinen Platz hätten und sie das halt aushalten müsse. Das sei normal. Meine BFF sagte, dass das nicht wahr sei und sie das auch nicht mögen würde. Sie verließ daraufhin ihren Platz. Wir gingen hinterher, da sie nervlich am Ende war und weinend am Rand saß.

Als sie sich etwas beruhigt hatte, gingen wir ein wenig weiter, fanden eine Lücke, in die sie passte und sie stellte sich zitternd und weinend dort hin. Als sie sich beruhigt hatte, was ca. 10 Minuten später der Fall war, stellte sie fest, dass ihr linker Arm sehr schmerzte. Sie war kaum noch in der Lage zu filmen.
wir wollten sie zu den Sanitätern mitnehmen. Das gestaltete sich jedoch zu einem Problem. Einmal davon abgesehen, dass sie nicht mitkommen wollte, weil die drei Kampfjets gleich fliegen sollten. Wir hätten nicht einmal gewusst, wo wir sie hätten hinschleppen sollen. Ich suchte nach irgendeiner Security oder überhaupt wen, den man hätte fragen können. Erfolglos. Ich schrieb in Twitter. Erfolglos. Ich fand den Veranstalter in Twitter und schrieb ihm. Erfolglos.
Es kann doch nicht sein, dass man auf einer Veranstaltung steht, Menschen einem Schaden zufügen können und man niemanden hat, an den man sich wenden kann?!
Meine BFF bekam die Jets nur halb mit. Da sie immer noch angeschlagen war. Physisch, wie psychisch. 6 Jahre hatte sie sich genau auf diesen einen Moment gefreut und er wurde ihr genommen. Ich schaute immer wieder, ob ich irgendwen ansprechen könne. Ich ging in die Richtung, wo die beiden standen. Sie waren schon nach 10 Minuten weg.
Sie können stolz auf sich sein. Menschen, die dort vier Stunden standen, haben sie weg geekelt. Eine Person sogar verletzt. Kurz darauf sind sie einfach gegangen. Was für ein Quatsch ist das?

Auf dem Nachhauseweg ca. zwei Stunden später, der ca. 27km weit war, konnte meine BFF nach ca. 20km fast nicht mehr Autofahren. Sie merkte auch noch im Bein Schmerzen und auch der Arm schmerzte beim Lenken. Ich spreche hier auch von der Autobahn und keiner Serpentine. Viel lenken muss man dort ja nicht.
Am nächsten Morgen erzählte sie beim Frühstück, dass sie um ca 1:30 Uhr wach geworden war und vor Schmerzen bis ca. 4 Uhr nicht mehr einschlafen konnte. Sie spielte sogar mit dem Gedanken ins Krankenhaus zu fahren. Keiner von uns hatte mitbekommen, was der junge Mann gemacht hatte. Selbst sie hat nichts wahr genommen. Tatsache ist jedoch, dass man von ein wenig Schubsen kaum solche Schmerzen hat.

Wir fuhren nach Hause und aufgrund der Schmerzen musste sie die Heimfahrt abbrechen und jemand anderen ihr Auto fahren lassen. Dass sie selbst dann noch viel weinte, muss ich wohl kaum erzählen?
Mir tut es einfach nur leid und ich fühle mich ohnmächtig. Ich wollte helfen, aber ich konnte nicht. Auf jedem Konzert oder Open-Air in Deutschland kann man irgendwen ansprechen, wenn irgendetwas in solch einer Hinsicht ist. Dort jedoch war einfach keiner. Hätte ich wirklich die 144 anrufen müssen/sollen?

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