Als Erstes: Achtung! Ich hole teils weit aus und schweife auch ein wenig vom Thema ab. Aber ich denke, nur so kann man es vielleicht im Ganzen verstehen.
Als Zweites: Dies ist sozusagen die Erweiterung zu diesem Beitrag. Ich fühle mich grade dazu genötigt. Luna hat in Twitter versucht Hornbach und Hundebesitzern klar zu machen, was mein Problem ist. Denn Hornbach hat bei der Hitze ein Schild draußen ala “Bitte bringen Sie Ihren Hund mit in den Markt, als ihn im heißen Auto sitzen zu lassen.”
Das Problem ist bekannt! Die Tiere verrecken elendig im Auto. Weil Wuffi mit musste. Warum man ihn dann jedoch im Auto lässt, verstehe ich nicht. In Deutschland sind die fast wirklich überall erlaubt. Was genau mein Problem darstellt. Er darf mit in die Baumärkte, in die meisten Restaurants, in Elektrofachmärkte usw usf. Ich glaube die einzige Ausnahme bilden wirklich nur die Supermärkte.
Leider wäre die Darstellung von Luna, und damit verbunden meine Allergie, total überzogen und unglaubwürdig. Es kamen Sprüche wie:”Was für ein Quatsch! Deine BFF braucht den Hund ja nicht anfassen!”, “Sie braucht nur in die Apotheke gehen und sich etwas gegen die Allergie holen!”, “Wegen eines Individuums sollen 80 Mio. andere Menschen eingeschränkt werden?”, “Das ist total übertrieben! Die Konzentration an Allergenen kann niemals erreicht werden.” usw usf. Wenn es denn nur so einfach wäre!
– Es handelt sich nicht um eine Kontaktallergie! Dann wäre es ja total einfach. Ich würde eh keine fremden Hunde anfassen wollen. Da könnte man einem Pollenallergiker auch sagen:”Dann knuddel halt nicht die Birke/den Ahorn/…!” Der wird Sie vermutlich genauso merkwürdig ansehen, wie ich schaute, als Luna mir den Link zu diesem Spruch schickte. Es macht schlichtweg keinen Sinn.
– Gehen Sie bitte einmal in eine Apotheke und schildern folgendes:”Da mein Leben total eingeschränkt ist, versuche ich es nun hier. Wenn Hunde im gleichen Raum neben mir oder in der Nähe sind, bekomme ich sehr schnell so gut wie keine Luft mehr. Das ist so schlimm, dass ich schon fast ins Krankenhaus fahren möchte. Haben Sie etwas für mich?” Der Apotheker wird Sie im Normalfall zu Ihrem Arzt schicken und ggf. sogar noch etwas von Kortison faseln. Die “normalen” Präparate, die apothekenpflichtig sind, sind eher für Pollenallergiker mit “leichten” Verlaufsformen ausgelegt. Bei allergischem Asthma haben Sie schon eine sehr heftige Allergie. Das nächste Problem ist wohl auch, dass dies wohl kaum jemanden mit einer Nahrungsmittelallergie gesagt wird. Stellen Sie sich einmal folgendes vor: Sie wissen nichts von Ihrer Allergie gegen Krustentiere und probieren das allererste Mal eins. Sie bekommen Atemnot und die Personen im Restaurant schauen Sie alle nur merkwürdig an. Es fallen Dinge wie:”Ja, dann hätten Sie es halt nicht essen müssen! Gehen Sie doch jetzt einfach in die Apotheke! Da gibts bestimmt was von …” Sie wissen schon… Diese bekannte Werbung… Das mag sich grad ziemlich blöd anhören. Aber ich komme mir bei solchen Diskussionen oder wenn ich sie lese, weil ein Freund/eine Freundin drauf aufmerksam machen will, genau so vor. Ziemlich blöd. Als Betroffener weiß man natürlich als allerletztes, was gut für einen ist, was hilft, was nicht hilft, was es gibt und was es nicht gibt. Als nicht Betroffener sollte man somit einfach mal die Fresse halten, wie es so schön heißt, und ggf. die 112 anrufen, wenn gerade jemand scheinbar erstickt. Wer kann, darf seine Ersthelferausbildung aus dem Gedächtnis abrufen. Damit ist dem Betroffenen meistens mehr geholfen, als mit irgendwelchen Pseudo-Ich-Weiß-Alles-Besser-Gefasel. Entschuldigung, wenn ich hier nun sehr direkt war. Sollten Sie nicht so verrückt handeln, wollte ich Sie gerade nicht angreifen. Es gibt jedoch solche Menschen und die gehen mir langsam wirklich auf den Keks.
– Natürlich sollen nicht 80 Mio. Menschen wegen “mir” eingeschränkt werden. Aber irgendwann müssen Leute aufstehen, um auf Missstände und Probleme aufmerksam zu machen. Das zum Einen und zum Anderen: In Deutschland gibt 80 Mio. Hundehalter? Das ist mir neu. Die nicht-Hundehalter würden wohl kaum eingeschränkt. Außerdem… Ich kenne einige, die ihren Hund eben nicht in jedes Restaurant schleppen oder in den Baumarkt oder in den Elektromarkt oder… Die mir gesagt haben, dass sie es selbst unhygienisch empfinden, wenn jeder seinen Hund mit ins Restaurant nimmt. Einige waren sogar dafür, dass Hunde in einem Restaurant aus hygienischen Gründen verboten werden sollten. Im Außenbereich könnte man sie ja auch wieder erlauben. Ja, auch das gibts. Dann wiederum gibts Menschen, die wussten gar nicht, dass es sich bei einer “Tierhaarallergie” nicht um eine “Haarallergie” handelt. Einige Hundebesitzer wussten das auch nicht und sagten, dass sie jetzt demnächst zweimal überlegen, wohin sie ihren Hund mitnehmen. Ob das wirklich so notwendig wäre usw. Auch, wenn man nicht verreist, schauen Sie bitte einmal in andere Länder. In Dänemark dürfen Hunde nicht in Restaurants. In Italien müssen Hunde immer angeleint und die Leine darf nicht länger, als 1,5m sein. Jäger dürften in der Jagdsaison auf unangeleinte Hunde schießen… Dort wären auch diese “Ausziehleinen” nicht erlaubt, die fast jeder hier in Deutschland hat (und über die ich schon fast mehrfach gestolpert wäre, weil Wuffi auf einmal mit dieser Leine mir vor die Füße rannte. Während Herrchen/Frauchen an mir vorbei ging… Das nur mal als Sidestory…). Nach Portugal fährt man als Hundebesitzer am besten gar nicht hin. Dort darf man fast nirgends mit dem Wuffi hin.
– Ja. Räume sind unterschiedlich groß und haben ein gewisses Volumen an Luft. Dennoch gibt es Klimaanlagen, die irgendwo die Luft einsaugen und auch bei mir wieder verteilen. Ich kann hier einen Besuch beim McDonalds nennen. Ich setzte mich an einen Tisch, mein Mann wartete noch an der Kasse auf den letzten Burger und kam schlussendlich zu mir. Ich saß da vielleicht 2 Minuten. Länger nicht. Dann knabberte ich an 2-3 Pommes und merkte, dass ich die fast gar nicht mehr schlucken konnte. Sofort sagte ich zu meinem Mann:”Merkwürdig. Mir zieht sich der Hals zu, als sei ein Hund hier drin.” Mein Mann schaute an mir vorbei und wie auf Kommando kam ein kleiner Hund unter dem Tisch hervor und aß gerade etwas, das Frauchen “herunter gefallen” war. Der Hund war gut 5 Meter von mir entfernt. Ich hatte ihn zuvor nicht bemerkt. Es handelte sich auch nicht um einen sehr kleinen McDonalds. Er ist schon recht groß und hat auch ein McCafe dabei. Für “Einheimische”… Es handelte sich um den McDonalds in Künzell/Petersberg. An den Unbekannten, der diesen Spruch brachte: Bitte sagen Sie jetzt noch einmal, dass ich übertreibe und die Räumlichkeiten viel zu groß für meine Allergie seien, als dass sie zu einem Problem für mich werden könnte.
Ein anderer Fall: Ich war mit meinem Mann bei einem Vertreter. Dieser hat ein Home-Office und dort darf sein Hund mit rein. Das wusste ich nicht und der Hund war auch nicht anwesend. Es dauerte etwas länger… ungefähr 5 Minuten, dann musste ich raus. “Entschuldigen Sie, aber ist hier öfter ein Hund?” “Ja, mein eigener darf hier rein.” “Ich muss leider raus. Ich bekomme keine Luft mehr!” Die Reaktion war auch sehr merkwürdig, aber vielleicht denkt der Vertreter eines Tages nach und fragt neuerdings seine Kunden nach einer Allergie. “Sind Sie so empfindlich?” Ich glaube nicht, dass er es böse meinte. Vermutlich war er so überrascht, dass er sich nicht anders ausdrücken konnte. Blöd und verletztend klang es schon. Aber ja. Ich bin wohl ziemlich empfindlich auf die Allergene. Mein Mann redete 1,5h mit dem Vertreter und ich saß im Auto. Nach 30 Minuten war ich fast drauf und dran und wollte einen Krankenwagen rufen. Ich bekam wirklich so gut wie keine Luft mehr und hustete mir die Seele aus dem Leib. Es fühlte sich an, als sei meine Lunge voll mit Wasser und ich müsste gleich ertrinken. Mein Mann kam mit Unterlagen raus, die er mir am Abend, als es etwas besser ging und was so ca. 6h her war, zeigte. Ich musste nach 2 Seiten abbrechen und raus an die frische Luft. Die Unterlagen konnte ich mir bis heute nicht ansehen, da wir sie entsorgen mussten und wir entschieden uns für einen (hundefreien) Mitbewerber. Ich bin mir ganz sicher, dass der Hund das Papier und die Broschüren nicht “angesabbert” hat. Es reichte aber aus, dass der Hund anscheinend sehr oft und lange im Home-Office bleiben durfte, damit diese Dinge voll von Allergenen waren. Die übrigens 6-18 Monate “überleben” können. Wer also umgezogen ist und sich wundert, warum er auf einmal gesundheitliche Probleme hat, der sollte einmal anfragen, ob der Vormieter Haustiere hatte. Vorzugsweise bei Nachbarn. Die Vermieter wissen das oftmals auch nicht und gerne werden Haustiere trotz eines Verbots gehalten. Wobei Kleintiere afaik eh nicht verboten werden können.
Ich möchte auch noch einmal einfügen, wie das alles begann. Meine Erzeuger (in liebevolleren Familienverhältnissen auch Eltern genannt) hatten Hamster. Als Kind kam ich immer wieder wegen Halsschmerzen zum Kinderarzt. Der diagnostizierte EBV und gab Antibiotika. Meine Lymphknoten waren 4-5x im Jahr geschwollen. Das passt alles nicht zu EBV und die Antibiotika bei einer Virusinfektion?! Was soll ich sagen… Ich wäre mit meinem Kind irgendwann mal zu einem anderen Arzt gegangen. Der hätte vielleicht bemerkt, dass ich eine Allergie gegen Nagetiere habe. Was ich jedoch erst feststellte, als ich mir Meerschweinchen holte. Ein Jahrzehnt hatte ich nie wieder geschwollene Lymphknoten und *zack* da war es wieder. “Seitenstrangangina”… Ich bekam… tadaaa… Antibiotika… Mit denen es nicht besser wurde. Wegen Magen- und Darmproblemen machte ein Arzt etwas später einen Allergietest. Ich weiß nicht, was er alles getestet hat. Lustigerweise kam dabei nur heraus, ich wäre auf Nagetiere allergisch. Da habe ich 1+1 zusammen gezählt. Meine “kindlichen Probleme” hörten nach der Scheidung meiner Erzeuger auf. Die Hamster starben halt und es kamen keine neuen hinzu. Dann schaffte ich mir Meerschweinchen an und hatte wieder diese Probleme…
Als ich mit 16 beim Karstadt stand, war neben mir jemand mit einem Dackel. Urplötzlich bekam ich keine Luft mehr. Dann war ich ein Nummernschild holen für mein Mokick. Dort lag ein Schäferhund. Ich war nicht lange drin, aber es reichte, dass ich rausging mit einem Kloß im Hals. Da fiel mir das Erlebnis im Karstadt ein und ich sprach das bei der nächsten Gelegenheit bei meinem Arzt an. Im übrigen selbst ein Hundebesitzer, ich dachte, wenn der sowas nicht kennt, wer dann? “Dann musst du Hunde eben meiden. Das kann man nicht testen!”, war irgendwie nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte oder gar damit gerechnet.
Jetzt letztens war ich wegen anderer Probleme beim HNO. Der fragte mich, ob ich Allergien hätte und ich erzählte ihm, dass mir bei Hunden der Hals zuschwillt, aber nie was getestet wurde. Er schrieb mir ein verschreibungspflichtiges Medikament auf, das ich nehmen sollte, wenn ich wieder Probleme mit meiner Allergie bekomme. In der Apo bekam ich dann ein Nasenspray. Wenn uns als Gamer etwas sehr dummes passiert, sagen wir gerne “Epic Fail” dazu und genau das kam mir in dem Moment in den Sinn. Denn meine Nase funktioniert dann noch einwandfrei. Nur geht die Luft schwer dahin, wo sie hinsoll. Nämlich in die Lungen! Von etwas trinken oder essen rede ich gar nicht erst. Es ist wirklich ziemlich zugeschwollen. Der Arzt bietet lt. Homepage Allergietests an. Aber auch hier wieder nichts. Kein “Das testen wir mal!”, “Oh, das ist aber schon schlimm.”, gar nichts in dieser Hinsicht.
Es ist ganz gewiss nichts psychisches. Denn ich bekomme das auch ohne zu wissen, dass sich ein Hund im Raum befindet. Das ist etwas, das mir Hundebesitzer auch schon unterjubeln wollten.
Was man nicht kennt, das gibt es nicht, das war leider auch schon dabei. Von den ganzen anderen Sprüchen mal abgesehen. Es tut mir leid, was Luna durchmachen musste. Sie selbst sagt nun, dass sie mich und mein Problem nun besser versteht. Wir beide sitzen heute vor dem Bildschirm und fragen uns, wie man nur so verletzend sein kann. Wir möchten nur informieren und erhoffen uns, dass man einmal Rücksicht auf andere nimmt. Ich hatte selbst eine Katze und vor dem Besuch bei mir jeden gefragt, ob er eine Allergie hat. Das ist in meinen Augen das Mindeste, das man als Tierbesitzer machen sollte. Mit seinem Hund Gassi gehen, an den Strand usw. ist eine Sache. Ihn dann aber in geschlossene Räume mitnehmen eine andere. Das Problem ist, dass ich hauptsächlich nur noch im Internet einkaufen kann. Dort kann ich mit ziemlich zu 100% sicher sein, dass kein Hund drangekommen ist. Aber auch das ist wieder falsch. Damit zerstöre ich ja den Einzelhandel. Der, in dem ich nicht einkaufen kann, weil… Sie kennen mein Problem… Ich hab auch schonmal erlebt, wie ein Hund in einem Geschäft DVDs angesabbert hat. Weil er die nicht nur anschnupperte, sondern seinen Kopf drauf legte. Wenn ein Allergiker diese DVD unwissendlich kauft… Prost Mahlzeit! Siehe meine Erfahrung mit den Unterlagen des Vertreters.
Was mich aber noch viel mehr verwundert ist diese Feindlichkeit, die Hundebesitzer an den Tag legen. Nicht alle, aber mir sind sehr viele begegnet. Es ist fast so, als wolle man ihnen das Kind wegnehmen und abschlachten. Das habe ich schon früh in der Bahn gelernt. Ich habe fast 4 Jahre lang die Bahn sehr häufig genutzt und mir immer wieder Plätze reserviert. Wenn dann jemand ohne Reservierung und mit Hund in das Abteil wollte (Ja, damals gab es noch kleine Abteile), habe ich höflich gefragt, ob man nicht woanders einen Platz suchen könne. Da ich leider eine Allergie habe und sehr schnell keine Luft mehr bekomme. In wirklich fast allen Fällen war die Antwort:”Nein! Der Zug ist überfüllt und ich hab hier jetzt einen Platz gefunden!” Da konnte ich nur noch mein Gepäck nehmen und mich an die Tür setzen, wegen der Frischluft. Was nach einiger Zeit dazu führte, dass ich keine Sitzplätze mehr reservierte. Wofür bezahlen, wenn man doch im Endeffekt irgendwo aufm Boden hockt? Im Übrigen wurde wegen mir und genau deshalb mal im Zug ein Arzt ausgerufen. Ist auch eine Erfahrung, die es nicht braucht. Aber ich habe sie machen müssen. Eine Frau, die normal im RTW mitfährt und ein Arzt kümmerten sich wirklich sehr freundlich und nett um mich. Sie nahmen mir meine Angst. Ja, ich hatte Angst. Denn ich habe Leuten Umstände gemacht, die man normal nicht gemacht hätte. Ich hatte Angst, sie alle und Mitreisende könnten jetzt wer-weiß-was von mir denken. Selten habe ich so nette Menschen kennengelernt. Für diese beiden war der Beruf wahrscheinlich wirklich eine Berufung.