oder auch: Warum das Argument der Freiheit oft völliger Blödsinn ist.
Immer wieder wird bei diversen Themen gesagt:”Das schränkt aber meine Freiheit ein! Das will ich nicht!” Das neueste Thema, in dem es genannt wird, wäre die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen.
Mir selbst kommt es immer wieder zu Ohren, wenn ich sage, dass ich es gerne sehen würde, wenn Hunde nicht in Restaurants dürfen. Aber dazu später mehr. Die Themen sind sich nämlich ähnlicher, als du denkst.
Ich hab bis heute nicht rausfinden können, wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung jemanden seiner Freiheit beraubt. Ist eine 120 oder 130 auf der Autobahn ernsthaft eine Freiheitsberaubung für euch? Werdet ihr dann so mir-nichts-dir-nichts alle “eingelocht”? Und sind die Menschen in den anderen Ländern mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung alle nicht frei? Oder was geht in euren Köpfen vor?
Sehr oft mache ich Urlaub in der Schweiz. Von dort aus geht es oft nach Frankreich und Italien. In meiner Kindheit war ich häufig in Dänemark. Wohnten wir doch nur ca. 100km von der Grenze entfernt. Überall dort lässt sich völlig stressfrei auf den Autobahnen fahren. Hängt einem doch nicht beim Überholen dicht am “Hintern”, dass nur noch eine Briefmarke dazwischen passt oder macht ständig Lichthupe. Weil es ihm zu langsam ist, dass ich grad mit 160 den LKW überhole und nicht, wie er, 240km/h fahr…
Fangen wir doch mal mit Frankreich an. Das Land der Revolution zugunsten der Menschen- und Bürgerrechte.
Auf Landstraßen sind nur 80km/h erlaubt. Auf Kraftfahrstraßen 110km/h und bei Regen nur 100km/h. Auf den Autobahnen sind es 130km/h und bei Regen sogar 20km/h weniger, also 110km/h.
Italien… Das Land der Pizza und Nudelgerichte…
Außerhalb geschlossener Ortschaften sind 90km/h erlaubt, auf Schnellstraßen 100km/h und auf Autobahnen 130km/h.
Schweiz… Das Land der direkten Demokratie. Hier darf man auf Autobahnen sogar nur 120km/h fahren. Außerorts sind 80km/h erlaubt. Es gibt noch die “Autostraßen”. Dort sind 100km/h erlaubt, in Tunneln dann nur 80km/h.
Kommen wir nun zu Dänemark. Das Land in dem die wilden Wikinger einst wohnten. Dort sind außerorts 80km/h erlaubt. Auf den Autobahnen sind 130km/h erlaubt, teils sind sie noch auf 110km/h begrenzt.
Und Deutschland?
Auf der Landstraße sind 100km/h erlaubt. Auf den Bundestraßen genauso, es sei denn sie haben den Charakter einer Autobahn /2-spurig usw). Dann darf man auf ihnen so schnell fahren, wie man möchte. Wie auf der Autobahn eben…
Um ehrlich zu sein, findet sich bei Wikipedia nur ein einziges Land ohne Geschwindigkeitsbegrenzung … Deutschland! Also sind nur wir Deutschen wirklich frei, oder?
Wie sieht es denn aus mit den Begrenzungen an Gefahrenstellen, Innerorts, Spielstraßen, 30er Zonen usw usf? Ist dort der Deutsche auf mal eingekerkert?
Welche Freiheit hatten/haben eigtl. die Opfer von Leuten, die andere durch überhöhte und/oder nicht angepasste Geschwindigkeit töteten oder zumindest sehr schwer verletzten. Vielleicht so schwer, dass sie ihr altes Leben nicht mehr so leben können, wie zuvor.
Die Freiheit unverschuldet nicht mehr so weiter leben zu können, wie zuvor? Die Freiheit ihre Träume und Ziele kaputt machen zu lassen? Die Freiheit unverschuldet viel zu früh zu sterben?
Letzteres hatte dann wohl ein sehr guter Freund von mir. Er starb unverschuldet durch einen Unfall. Das war 1997. Seit über 20 Jahren vermisse ich ihn. Wie es erst seiner Familie ergeht, möchte ich mir gar nicht ausmalen und so ergeht es wohl jedem, der (vermeidbar) einen Menschen verloren hat.
Aber Hauptsache jemand hatte die Freiheit so schnell fahren zu dürfen, wie er wollte. Völlig egal, ob die Freiheit eines anderen so zu leben oder überhaupt zu leben, dadurch eingeschränkt wird. *Hand auf Stirn klatsch*
“Die größte Gefahr im Straßenverkehr sind Autos, die schneller fahren, als ihr Fahrer denken kann.” -Robert Lembke
Und was hat das jetzt bitteschön mit Hunden zu tun? Und wieso sollten die nicht in ein Rastaurant?
Hier verhält es sich diskussionstechnisch ähnlich. Aber ein wenig Vorgeschichte dazu:
Ich bin Allergikerin. Wenn Hunde im gleichen Raum sind, bekomme ich sehr schnell Atemnot und muss aus diesem Raum raus. Danach dauert es noch viele Stunden, bis ich wieder normal atmen kann. Es fühlt sich an, als würde sich eine immense Menge Wasser in der Lunge sammeln. Ich huste, um es heraus zu bekommen, aber da kommt nichts. Bewegen kann ich mich dann auch nicht wirklich. Das verstärkt die Atemnot noch mehr. Teils wollten Leute schon die 112 rufen. Was ich aber immer verhindert habe. Es schauen sowieso alle auf einen, als hätte man wegen eines Hundes total überreagiert und macht grad eine Szene.
Ich möchte Hundehaltern gerne erklären, dass es gerade nicht gut für mich ist, dass der Hund im gleichen Zugabteil ist, neben mir im Restaurant, im Bus, in der U-Bahn… Oder warum ich dagegen bin, dass Hunde in Krankenhäusern und Pflegeheimen erlaubt werden.
Als Antwort bekomme ich jedoch oft, ich hätte ja nur Angst vor Hunden und/oder wäre ein Hundehasser. Genau. Meine eigene Gesundheit ist mir völlig egal und nur ein vorgeschobenes Argument. Es geht nur um den Hund, den ich abgrundtief hasse.
Übrigens ist an der Angst was dran. Aber aus dem Grund, weil der Hund bei mir das Gefühl von “Ich muss jetzt gleich den Erstickungstod sterben” auslöst. Es ist somit keine direkte Angst vor dem Hund selbst. Der Hund atmet ja nur und das atmen löst bei mir eine Allergie aus.
Wenn ich im Urlaub bin, hab ich das Problem nicht. Es scheint nur in Deutschland so zu sein, dass man seinen Hund wirklich überall hin mitschleppen muss. Ins Restaurant, in den Baumarkt und wirklich überall, wo kein Schild ist.
Spricht man das jedoch im Netz an und es kommt zu einer Diskussion, wird auch hier was gesagt ala:”Das würd ja meine Freiheit einschränken und das nur wegen n paar wenigen, die ne Allergie haben!”
Genau und in anderen Ländern sind alle Hundebesitzer nicht frei? Weil deren unde nicht mit rein dürfen?
Den Vogel schoss mal einer ab mit:”Als nächstes kommen Birkenallergiker an und wollen alle Birken abgeholzt haben?!” Genauso ein Totschlagargument, bei dem ich die Tischplatte mit meinem Kopf zerteile. Abgesehen vom Whataboutism. Die Umwelt kann man nicht vermeiden. Das Zusammentreffen mit Hunden schon.
Ja. Genau. Auch bei diesem Thema geht es um die liebe Freiheit. Die ja eingeschränkt wird. Weil sich einige Menschen anmaßen eine Änderung zu fordern.
Weil sie es nicht mögen, wenn der Hund sich schüttelt und dann “Sabber” im eigenen Essen landet.
Weil sie den Geruch von Hunden nicht mögen.
Oder weil sie schlichtweg kaum noch ein soziales Leben mehr haben können, da sie mit ihrer Allergie so gut wie nirgends hingehen können.
Es ist also okay, dass ich als Allergikerin keine Freiheit habe hin zu gehen, wohin ich will?! Hauptsache der Hund kann überall mit hin?
Ich kann nicht mit meinem Mann Essen gehen, wie jeder andere. Das erfordert Telefonate, ob Hunde erlaubt sind. Nur sehr wenige Restaurants, Imbisse und Cafés antworten mit einem “Nein”.
Gleiches gilt für Hotels.
Ich kann nicht mal eben in den Baumarkt und mir dort ein paar Schrauben holen, wie jeder andere. Denn auch hier nehmen Menschen ihre Hunde mit hinein.
Ich kann auch nicht in einen Elektronik-Fachmarkt. Denn auch dort sind Hunde erlaubt. Bevor ich das wusste, sah ich sogar, wie ein Hund DVDs beschnüffelte und seinen Kopf drauf legte. Die Verpackung war anschließend feucht (Speichel) und/oder schmierig (von der Nase). Für mich also nicht kaufbar. Denn genau das enthält für mich die meisten Allergene.
Ich kann auch nicht in die Buchhandlung… Auch dort sind Hunde erlaubt.
TBC
Egal ob mit oder ohne Hund: Der Hundebesiter kann ins Restaurant, in den Fachmarkt usw. Ich nur, wenn der Hund Zuhause bleibt, bzw. er dort verboten ist/wird. Deshalb ist meine Freiheit durch die Freiheit von Hundebesitzern extrem eingeschränkt.
Egal, um welches Thema es sich dreht. Es kommt immer wer, der meint, seine Freiheit wiegt bedeutend schwerer, als die eines anderen. Aus diesem Grund möchte ich mit folgendem Zitat den Eintrag beenden:
“Die Freiheit eines Einzelnen hört dort auf, wo die Freiheit eines anderen anfängt.”