Es reicht!

Ich habe mich heute 4h auf der Autobahn aufgehalten. 2h hin und 2h zurück. Die Hintour war ganz okay und konnte im Schnitt mir 140km/h bewältigt werden. Wovon die letzten 30 Minuten allerdings nur mit 100km/h gefahren werden konnten, da die Autobahn auf eben jenes beschränkt war.

Die Rücktour war der Horror. Es regnete sehr stark und bei 90km/h konnte man gut etwas sehen mit Scheibenwischer auf der höchsten Stufe und mit dem entsprechenden Sicherheitsabstand. Es war drei spurig und ich fuhr natürlich rechts. Auf der mittleren Spur dürfte die Geschwindigkeit bei ca. 110-120km/h gelegen haben, ganz links dann deutlich höher. Kein richtiger Sicherheitsabstand wurde auf beiden Spuren eingehalten. Was dazu führte, dass der Vordermann dem Hintermann alles von der Straße auf die Scheibe spritzte. Durch die höheren Geschwindigkeiten wurde somit eine Art weiße Wand geschaffen, in der Fahrzeuge wirklich nur noch schwer auszumachen waren. Beschränkt war ohnehin auf nur 100km/h. Juckte aber die wenigsten.
So viel zur “angepassten Geschwindigkeit” und Geschwindigkeitsbegrenzungen auf den deutschen Autobahnen. Letztere galt doch eh pro Reifen. Oder nicht?

In dieser Situation fiel einmal die rechte Spur weg. Ausgeschildert wurde es bereits einen Kilometer vorher. Die Beschränkung ging auf 80km/h, die ich auf der rechten Spur fuhr. Bis sie endete. Ich habe es so gelernt, dass man bis zum Ende durchfahren und dort dann das Reißverschlussverfahren Anwendung finden soll. Das soll auch Staus verhindern. Was ich nicht beurteilen mag, denn ich habe noch nie erlebt, dass wirklich jeder bis ganz hinten durchfährt und dort auch wirklich der Reißverschluss klappt.
Natürlich wurd ich mit meinen am Tempomat eingestellten 80km/h fleißig überholt. In Deutschland ist das ja nur ein Richtwert, nicht wahr? Also eigentlich heißt es ja, dass man eher 90km/h fahren soll. Die ganz Mutigen fahren auch schon mal 100-140km/h. Wer nichts wagt, der nicht gewinnt!
Ich kam also am Ende meiner Spur an und schaute immer wieder in den Rück- und Seitenspiegel. Ich wurd weiterhin überholt, es kam keine Lücke. Es bremste auch keiner ab. Im Gegenteil, als es eine Lücke gab, gab einer noch Gas und machte die Lücke damit kleiner. Nur, damit das olle Hindernis, das nur 80km/h fährt, nicht rein kommt?! Ich konnte nur noch eine Vollbremsung einleiten. Das ABS ratterte, mein Beifahrer flog nach vorne und der Anschnallgurt tat das, was er sollte. Er hielt ihn und mich fest, um schlimmeres zu verhindern. Ich kam mit gefühlten 20cm Abstand zur rechten Bake zum Stehen.
Und nun fahren Sie einmal auf der Autobahn vom Stand aus wieder an. Vor allem, wenn so viel Verkehr herrscht und es in Strömen regnet. Vor Ihnen ein Hindernis. Sie können keinen Schwung holen und dann erst die Spur wechseln…
Schönen Dank auch!
Ich hatte Glück. Ich wartete etwas und es tat sich eine sehr große Lücke auf. Während ich langsam anfuhr, wechselte ich die Spur und zeigte der Umwelt mittels Kickdown den Mittelfinger. Als die 80 meinen Tacho zierten, wurde kurze Zeit drauf eingeholt.

Es scheint in der Hinsicht eh eine Art Krieg zu herrschen. In letzter Zeit hab ich öfter gesehen, dass einige schon seit gefühlten 2km blinken. Weil eine Spur abgeht und sie ansonsten falsch fahren würden. Keiner lässt sie hinein. Teils siehts so aus, als ob man eine Art Genugtuung erfährt. “HA! Dem hab ichs aber gezeigt! Der ärgert sich jetzt! Was fährt der auch nicht schon seit 10km auf der richtigen Spur, dieser Idiot! Jetzt hat ers vielleicht mal gelernt!”

Oft las ich oder hörte im Bekanntenkreis die Aussage, das Auto sei eine Waffe oder auch, dass einige ihre Autos als Waffe benutzen würden. Ich fand immer etwas übertrieben. Bedenkt man aber, dass schon zwei Mal Leute bewusst einen Unfall von mir erzwingen wollten. Ja. Das Auto ist eine Waffe. Man kann damit andere sogar bewusst umbringen. Wie?
Das erste Mal lässt sich nicht gut kurz beschreiben. Es beinhaltet jedoch einen Drängler hinter mir, den ich los werden wollte, indem ich mich zwischen zwei LKW quetschte, die in einer großen Kolonne fuhren und den größten Abstand zueinander hatten. Wer jetzt denkt, dass der Drängler mich überholte. Nein. Für mich war er im toten Winkel. Ich bremste ab, er blieb dort, ich gab Gas, er blieb dort. Er passte also bewusst die Geschwindigkeit an. Mein Beifahrer sah das, weil er nach hinten schaute und ihn sah. Ich konnte ihn nichtmal mittels Schulterblick ausfindig machen und hatte auch kaum genug Zeit. Der LKW kam immer näher. Es spielte sich alles nur in wenigen Sekunden ab. Meine letzten Möglichkeiten: in den LKW vor mir krachen, auf die Standspur ausweichen, Vollbremsung einleiten oder links rüber. All das führte in meinem Kopf zum Unfall. Ich entschied mich für letzteres, zog an der gesamten Kolonne vorbei. Da zog auch der Drängler an mir endlich vorbei. Ein Handy in der Hand, mich filmend und nachführend auf mein Gesicht. Ich merkte mir die Nummer, fuhr zur nächsten Autobahnpolizei und zeigte ihn an. Nach einem halben Jahr bekam ich einen Brief, das Verfahren sei eingestellt worden, da er eine Spende an einen gemeinnützigen Verein überwiesen hätte.
Wer jetzt denkt:”Wie billig ist das denn?”, dem sei gesagt, dass dies vor Gericht so entschieden wird. Das heißt, dass hier sogar strafrechtlich gegen den Drängler ermittelt worden war. Dazu kommen afaik dann noch die Strafen wie Führerscheinentzug, Punkte… Also die Verstöße gegen die StVO.

Das zweite Mal sah so aus, dass ich auf einem Beschleunigungsstreifen beschleunigte. Von hinten kam ein Fahrzeug an, ich beschleunigte stärker, um auf jedenfall vor ihm rein zu kommen. Er tat das gleiche und fuhr dann neben mir. Bis der Beschleunigungsstreifen aufhörte und durch eine Leitplanke beendet wurde. Auch hier wieder eine starke Bremsung meinerseits, damit ich nicht in der Leitplanke lande.
Beschleunigen, um keinen vor sich zu haben ist das eine. Dann aber so lange neben dem anderen zu fahren und ihn nicht auf die Autobahn zu lassen, das andere. Ja, ich hab auf dem Streifen keine Vorfahrt. Das weiß ich auch. Aber solch eine Aktion hatte ja wohl wirklich nur den einen Sinn: Mich in Schwierigkeiten zu bringen.
An diese Situation werde ich jedes Mal erinnert, wenn Leute andere nicht die Spur wechseln lassen. Es sieht genauso aus. Nur, dass dabei eine Ausfahrt und keine Leitplanke kommt.

Und genau diese Situation hatte ich auch. Ich sah das Schild, dass meine Spur bald abgeht. Das war so ca. 5 Minuten nachdem ich die Baken begrüßt hatte. Die Sichtverhältnisse besserten sich nicht, im Gegenteil! Ich blinkte, schaute in die Spiegel… Keine Lücke zum Spurwechsel. Ich sah mich schon falsch fahren. Aber nun gut. Man kommt ja wieder richtig, nachdem man ein wenig Benzin und Zeit verfahren hat. Da machte doch tatsächlich einer Anstalten und bremste ab. So dass sich eine größere Lücke auftat. In die fuhr ich dankbar rein.
Ich war bestimmt 5 Sekunden auf dieser Spur, da sah ich einen blauen Oldtimer im linken Außenspiegel näher kommen. Aber nicht nur näher im Sinne von “Der überholt mich gleich!” Nein. Auch im Sinne von:”WTF? Der kommt immer mehr auf meine Spur?!” Ich konnte nicht nach rechts. Da waren die Abbieger. In meiner Panik gleich angefahren zu werden, hupte ich. Er tippte sein Gaspedal an, fuhr kurz etwas schneller, schnitt mich, schnitt den auf der rechten Spur, war dort 5m vor der durchgezogenen Linie und fuhr dann schlussendlich von der Autobahn ab.
Ich kann nur vermuten, ob er das gleiche auf der linken Spur erlebte, wie ich auf der rechten. Das habe ich soweit nicht beobachtet. Aber muss man dabei zwei Leute in Gefahr bringen? Bei strömendem Regen? Dann fährt man eben die nächste raus und etwas zurück. Entweder über die Autobahn oder die Städte oder was sonst dazwischen ist…

Von Leuten, die auf einmal halb auf deiner Spur sind, möchte ich nicht reden sollte es jedoch besser doch… Da war der eine mit seinem Pferdeanhänger. Dessen Achsen breiter sind, als sein Fahrzeug. Der auf einmal, als ich ihn überholen wollte, ziemlich nahe der linken Markierung fuhr. Sein Anhänger machte sich dadurch auf einmal auf meiner Spur breit. Natürlich flog mein Beifahrer wieder nach vorne in den Gurt. Er hat den Flugschein damit heute erfolgreich bestanden.
Ich bin langsam wirklich dafür, dass der Lane Assist zur Pflicht wird. Wie oft ich auf der Landstraße fast in die Seitenbegrenzungen fahren muss und die Pfähle fast mitnehme… Unzählbar. Ernsthaft! Da kommt dir der Gegenverkehr halb auf deiner Spur entgegen. Auf der breitesten Landstraße, die man sich nur vorstellen kann! Von den schmalen mag ich gar nicht erst reden!

Mein absolutes Highlight war aber derjenige, der nach mehreren Kilometern keine Lust mehr auf meine 100 in der 100er Begrenzung hatte. Er überholte mich, war mir etwas voraus und… Na? Was passierte?
Er bremste abrupt!
Nein. Kein Tier, kein Hindernis, kein technischer Defekt…
ET stand fröhlich grinsend an der Seite. Leider hat er keinen Verstoß feststellen können und ihn nicht angezwinkert. Damit auch leider kein Bußgeld. Trotzdem… Ich fands lustig.
Der Schweizer, der mich in der Schweiz überholte, ist und bleibt jedoch auf Platz 1. “Was muss der Deutsche da auch wirklich 120 fahren? Den überhol…” *blitz* “Scheiße!”


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